GERTI HOPF 
1957 geboren in Wien 
seit 1994  zahlreiche Ausstellungen  
  
im In- und Ausland u.a. in Kairo, Skopje, Tirana, Paris - Halle des Blancs Manteaux, Cloitre, Galerie le Génie de che la Bastie und Villemomble, Italien - Verona und Borgo,
Tschechien-Hostopece, Deutschland - Rhein Pfalz Kreis und München 
 
Ausbildung: 
Aktmalerei, Keramik- japanischer RAKU-Brenntechnik, Körper- und Kopfplastiken, Aquarell, Collage, Monotypie, Bildhauerei, Drahtgeflechte, Drucktechniken: Cyanotypie, Lithographie, Alugrafie, Linol- und Holzschnitt. 

Mitgliedschaften: IntAkt - Internationale Aktionsgemeinschaft bildender Künstlerinnen, "Forum Weltoffen", Kulturvernetzung NÖ, Kunstkanzlei, Berufsvereinigung der Bildenden KünstlerInnen Wien, Graz, Klagenfurt, Gesellschaft für Kulturpolitik, grenzArt, Künstlersymposium Pöchlarn, Sculpture-network, Kunstwerkstatt Tulln 

Kuratorin der "Domenig-Galeri e in der Ankerbrot" von 2008 - 2018 Wien 
   
Christine Jones über Gerti Hopf am 14.9.2011 zur Ausstellung:
"Eine Frau mit vielen Gesichtern"
Nachdem ich gerade aus einem Teil unserer Erdkugel komme, in dem es gerade die Frauen sind, die die Lust und die Last unserer Welt alleine in sich zu tragen haben, ist es für mich eine besondere Freude, die heutige Ausstellung "Eine Frau mit vielen
Gesichtern" in der EGA eröffnen zu dürfen.
Die Ästhetik des menschlichen Körpers zwischen Zweck, Form und Freiheit in Gerti Hopf's Skulpturenwelt zeigt in unübersehbarer Weise die Kraft und die Zerbrechlichkeit des weiblichen Körpers - Hand in Hand mit der weiblichen Psyche. Mag auch in anderen Erdteilen der weibliche Körper eine intensivere Betrachtung als Fruchtbarkeit- und Erotiksymbol genießen, die abseits unserer Auffassung von der 90/60/90-Norm liegt. Für Gerti Hopf's Kunst steht die Erotik im Zentrum.
Dreidimensional als Objekt im Raum, erweitert durch die Dimension des Lebens, als Ausdruck der Zeit zwischen Geburt und Tod. Erweitert auch durch die Ironie als Ausdruck der existenziellen Ambivalenz des Mensch-Seins vom Streben nach dem Besonderen, Erhabenen und dem Bewusstsein des Allgemeinen, Bescheidenen.

In Gerti Hopf's modellierten Torsi spiegelt sich der Ausdruck des Zustandes der Künstlerin zu ihrer Umwelt - sprich: zu den Menschen. Gertis subjektives Empfinden zu ihren jeweiligen Schöpfungen lässt diese jedoch immer als individuelles Objekt wahrnehmen.
Gertis Körpergestaltungen - sprich: Torsi, sind niemals getreue Nachbildungen jeweiliger Vorbilder, sondern werden durch Verfremdung von Form und Farbe überhöht.
Nähe und Distanz halten sich die Waage: Beziehungsnotwendigkeit, Beziehungsunfähigkeit und Beziehungsunmöglichkeiten sind hier impliziert.
Wir, die wir diese Skulpturen, aber auch die humorvollen Collagen und weiteren Werke von Gerti Hopf betrachten, sind damit einer direkten Konfrontation mit uns selbst ausgesetzt. Und gerade dies macht Gerti Hopf's Kunst so wichtig und liebenswert. Vielgestaltig ("mit vielen Gesichtern") ist das Spiel zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem, Heiterkeit und Tragik, zwischen Betrachter und Betrachtetem.
Gerti Hopf's künstlerisches Schaffen gibt einen repräsentativen Überblick über die Empfindsamkeit der weiblichen Psyche und des weiblichen Körpers.
Gerti Hopf's Arbeit strahlt eine ungeheure Symbolkraft aus. Die NACKTE WAHRHEIT - zwischen Zweck und Freiheit, im wahrsten Sinne des Wortes!
Ich gratuliere!

Genuss der Muse
"Torso [ital.] der, fragmentarisch erhaltene oder unvollendete Statue, bei der Teile abgebrochen oder nie ausgeführt worden sind" - so steht es im Lexikon. Torsi, die aus der Werkstatt der Keramikerin Gerti Hopf kommen, sind anders: Die Mehrzahl ist "handlich", findet Platz in jedem Regal, auf jedem Schreibtisch - und sie sind be-greifbar. Das Betasten der Form, der Unebenheiten, das Fühlen ihres Gewichts machen die Arbeiten für den Betrachter zum haptischen Erleben der Anliegen, die die Künstlerin zum Ausdruck bringt. Und da gibt es nichts Unvollendetes, denn Hopfs perfekte Skulpturen zeigen in ihrer Haltung nicht nur die Erfahrungen und Erkenntnisse, die sie im Lauf ihres Lebens geprägt haben, sondern auch die Lust am Frausein.
"Der Rücken einer Frau sagt mir mehr als ihre Worte", meint die Künstlerin und plädiert für ein selbstbewusstes Auftreten in der Gesellschaft und für den aufrechten Gang durchs (frauliche) Leben. Sinnlichkeit und Freude an Erotik, die den Frauen vor allem im Europa des 19.Jahrhunderts abgesprochen wurden, stehen im Mittelpunkt von Gerti Hopfs Arbeiten. Und hier endet auch schon der feministische Ansatz. Denn wer als Frau zu seinem Körper und zu seinen Erkenntnissen steht, braucht keine Parolen, es genügt, Kraft zu zeigen, alles andere ergibt sich von selbst.
Und kraftvoll sind auch die Glasuren, die von der Künstlerin in Raku-Technik aufgebracht werden. Es handelt sich dabei um eine Brenntechnik aus Japan, die auf eine aus dem 16. Jahrhundert stammende Teezeremonie zurückgeht. Raku bedeutet soviel wie "Wohlgefühl, Freude und Glück", aber auch "Genuss der Muse". Beim Brand in Raku-Technik wird das Keramikobjekt nach dem Ausschmelzen der Glasur noch glühend aus dem Brennofen geholt und mit Holzspänen, Sägemehl, Laub oder Papier unter Luftabschluss zum "Räuchern" gelegt. Durch den Sauerstoffentzug verändern sich die Farben, und die reduzierende Umgebung erzeugt bei der Glasur durch die beigemengten Metalle, die bei der Oxydation farbige, metallische oder irisierende Effekte hervorrufen. Meist bildet sich das sogenannte "Craquelé", also ein Rissnetz, in der Glasur, in die sich während der Räucherung Kohlenstoff einbrennt und das Schwarz in den Rissen zum Vorschein bringt.
Wenn sich auch Gerti Hopf als "Handwerkerin" sieht - die Arbeit mit Ton und am Brennofen impliziert diese Sicht -, so steht doch der künstlerische Anspruch im Vordergrund ihrer Arbeiten. Denn eine umfangreiche Ausstellungstätigkeit zeugt von der Präsenz der Künstlerin, die neben ihren keramischen Arbeiten - dazu gehören auch sehr ausdrucksstarke Kopf-Plastiken - auch Collagen, Aquarelle und Mischtechniken umfasst. 

Gedanken zur Arbeit der Bildhauerin und Plastikerin Gerti Hopf - von Dr. Oliver Bentz 

Der amerikanische Autor Joseph Campbell, der neben Carl Gustav Jung, Robert von Ranke-Graves, Mircea Eliade und Heinrich Zimmer als einer der bedeutendsten Mythenforscher des 20. Jahrhunderts gilt, schrieb in seiner „Mythologie des Westens“: „Die gestalterischen Menschen sind die feinfühligen Seelen, die einst Seher hießen. Wichtiger, wirkender noch für die Zukunft einer Kultur als ihre Staatsmänner oder Armeen, sind die Meister des geistigen Hauches, durch den der Lehm zum Menschen erwacht.“
Einer der von Campbell genannten „gestalterischen Menschen“ und eine der von ihm gemeinten „feinfühligen Seelen“ ist die Wiener Bildhauerin und Plastikerin Gerti Hopf. In ihrem Werk erwacht jedoch nicht der Lehm zum Menschen. In Gerti Hopfs Händen sind es vielmehr der Ton, die Raku-Masse und feingewobene Drahtgeflechte, die durch ihre künstlerische Bearbeitung Menschengestalt annehmen. In ihren Händen wird der Ton lebendig, wird zum Objekt der Freude und Begierde und zeigt, so die Künstlerin über sich selbst, „Weibliches - wie von der Natur erschaffen.“
Vorwiegend Akte und Köpfe sind es, die Gerti Hopfs künstlerisches Werk prägen. Ausschlaggebend für ihre künstlerische Arbeit ist der starke Bezug zur Ästhetik des weiblichen Körpers. In der Technik des im 16. Jahrhundert in Japan entwickelten Raku-Brandes formt sie Figuren, die den menschlichen Körper in verschiedenen Lebens- und Liebeszuständen zeigen. Erotisch aufgeladen, räkeln sich ihre weiblichen Frauentorsi, strahlen Sinnlichkeit und Erotik offen aus und versuchen nichts zu verbergen. Lebensspuren scheinen ihnen, nicht zuletzt auch durch die mit dem Raku-Brand in der Farbigkeit hervorgerufenen metallisch irisierenden Effekte und das dabei auch in der Glasur entstehende „Craquelé“- Rissnetz eingeschrieben. So laden die ästhetischen Aktplastiken nicht nur zum Betrachten ein, sondern teilen auch beim Betasten einiges mit.
Auch in ihren Geflechten aus feinen Drahtnetzen gibt Gerti Hopf menschlichen Körpern, meist sind es Köpfe, ihre Form. Den Antlitzen aus Draht verleiht nicht nur die Formung durch die Künstlerin ihr Aussehen und Volumen, auf einer zweiten Ebene werden die Köpfe und Körper vielmehr durch die Beleuchtung mit einem Lampenspott als Schatten auf die Wand projiziert. Ein Wandbild entsteht durch die Brechung des Lichtstrahls durch die Plastik. Geheimnisvoll und vielschichtig erscheinen diese Köpfe und Körper, als wüssten sie genau, was sie dem Betrachter zeigen wollen und was sie vor ihm zu verbergen trachten.
„Ich werde nicht müde, weibliche Körper zu formen oder zu malen, denn ich bin ein Teil davon.“, sagt die Künstlerin. Doch geht es Gerti Hopf in ihrem künstlerischen Schaffen nicht „nur“ um Geschlechter fragen. In den Raku-Arbeiten wie auch in den figurativen Drahtgeflechten geht es ihr besonders auch um Formfindung, um Plastik, um die Ausarbeitung und feine Differenzierung der Formen und der Oberflächen, die das Resultat eines intensiven Modellierprozesses sind. Das bewusste Strukturieren steht bei ihr in engster Verbindung mit der Figur. Auf der Folie des Gegenstandes ist sie ganz bewusst eine figurative Bildnerin.
In ihrer Arbeit beherrscht Gerti Hopf auch Aspekte, die heute an den Akademien kaum mehr gelehrt werden und im aktuellen Kunstbetrieb kaum mehr eine Rolle spielen – aber auf eine bildhauerische Tradition zurückgreifen, die in unseren Tagen zu vergessen werden droht. Etwa: Wie bringe ich die Plastik in den Raum? Wie expandiere ich ein Volumen? Wie entsteht eine Vibration? Was ist eine Tektonik? Was ist eine Stauchung, was ist eine Dehnung? Formale Aspekte, die diese Künstlerin bei ihrer Menschformung hervorragend umzusetzen versteht.
So sind Gerti Hopfs Plastiken nicht „nur“ ästhetisch ein Genuss, sind nicht „nur“ Statements einer starken Frau, die die Interessen ihres Geschlechts in ihren künstlerischen Arbeiten zu propagieren versteht. Sie sind darüber hinaus auch ein Zeugnis davon, dass hier eine schöpferische Kraft am Werk ist, die sich der durch die Kunstgeschichte hindurch überlieferten Traditionen künstlerischen Arbeitens bewusst ist und sie aufzunehmen und fortzuführen versteht.
Dr. Oliver Bentz – Autor, Germanist, Ausstellungskurator in Wien und Speyer – Kulturpublizist der Wiener Zeitung 

Rede von Dr. Berthold Ecker - Kurator Museen der Stadt Wien zur Ausstellung

Strich- und Tongeschichten mit Peter Dwořak & Gerti Hopf, 2.3.2022 

Ein Künstler und eine Künstlerin erzählen Geschichten, jeweils auf die eigene Art, jeweils im eigenen Medium, beide haben einen starken Hang zur Erotik und zum Intimen. Das heißt, es geht um das „Eingemachte“, das Verhüllte, es geht um die wirklich wichtigen Dinge, diejenigen, die wir uns nur mit dem engsten Kreis der Vertrauten teilen, eben den Intimfreunden, was wiederum eine durchaus mehrdeutige Auslegung erlaubt.

Die Skulpturen von Gerti Hopf passen zur Bilderwelt Peter Dwořaks auf mehreren Ebenen. Vielleicht verhält sich das ganz so, wie es uns die witzige Einladungskarte nahelegt: Beide arbeiten mit der Strahlkraft des Körpers, beide mit Erotik und Ironie. Für beide ist die Körperlichkeit Ausdruck sinnlicher Kraft und Präsenz.
Als ehemalige Leiterin der legendären Domenig-Galerie in der Favoritenstraße und der Brotfabrik ist Hopf seit langem mit der Wiener Szene vertraut und verfügt über ein sehr fein gewobenes Netzwerk künstlerischer Beziehungen, das weit über den Kanon des Üblichen hinausgeht. Hopf ist eine spätberufene Autodidaktin, eine, die erst nach längerer anderweitiger Berufstätigkeit entdeckte, dass da ein wesentliches Talent in ihr steckt, das ihre Persönlichkeit erfüllen würde. Schon ihr erster Versuch verlief überraschend vielversprechend, weit von einer dilettantischen Stümperei entfernt und so begann sie, sich selbst die verschiedenen Techniken des keramischen Arbeitens beizubringen. In der Folge ging sie auch über die Beschränkungen, die diesem Medium inhärent sind hinaus und arbeitete mit Drahtskulpturen, Malerei und Graphik.
In erster Linie ist es der weibliche Körper, den Hopf gleichsam als Ausdrucksmittel ihrer Kunst einsetzt. Manche der Titel verweisen direkt darauf und auch auf Francois Villon, dem sie wie viele von uns eindrückliche Anregungen im Bereich der Erotik verdankt. Es geht also um Anziehung und Begehren, aber auch um Selbstbehauptung und Stärke, die aus diesen Figuren sprechen, wobei ihre Frauengestalten durchaus nicht auf tönernen Beinen stehen. Die Inszenierung ist ein wesentlicher Teil ihres künstlerischen Denkens und so hängen, schweben und liegen die Figurationen in unterschiedlichste Situationen gebracht, wodurch sich die vermittelte Stimmungslage als variabel erweist. Auch die Oberfläche, gleichsam die Haut ihrer Figuren ist sehr unterschiedlich gestaltet, je nach der Chemie der Glasur bzw. der Brandtechnik, sodass ein schillerndes Spektrum von abstrahierender Reduktion auf schwarz/weiß bis hin zu fast schon bunt zu nennenden Versionen möglich wird.
Ein ebenso reiches, wenn auch reduzierteres bildnerisches Spiel bieten die Skulpturen aus Drahtgeflecht, die Körper oder Köpfe zeigen, wobei sie ihr Geheimnis erst durch eine inszenierte Lichtquelle im Schatten ihrer selbst offenbaren.
Bei all dem tritt der Aspekt der Selbstbehauptung nie in den Hintergrund. Hopfs Frauenfiguren sind immer stark, ihr Rücken ist immer gespannt. Die Figuren im Zustand der Liebe, der Sehnsucht oder einfach nur in Pose hingelagert sind keine schlichten Schönheiten, die dem passiven sich Darbieten ausgeliefert werden. Die mögliche Aktion steckt in ihren gespanten Körpern, die sich primär selbst spüren, und auch wenn sie im Moment verharren, stets die Möglichkeit zur Reaktion in sich tragen. Der zumeist eigene weibliche Körper wird in der feministischen Kunst seit den späten 1960er Jahren vielfach eingesetzt. Insofern ist dieser Aspekt seither mitzudenken.
Über den Körper stehen wir mit der Welt im Austausch, er ist unser Empfangsgerät und unser Sender, vielleicht ist er auch alles, was unsere Existenz ausmacht und das Geheimnis, das viele von uns dahinter erhoffen, existiert nicht. Wer weiß?  Jedenfalls steckt in den Werken von Gerti Hopf und Peter Dwořak viel von einem Geheimnis, das aus einer narrativen Situation entsteht, die aber nicht eindeutig ablesbar ausformuliert wird. Damit sind auch wir als Betrachter*innen zur Beteiligung aufgefordert, um uns diese Geschichten selbst weiter zu erzählen.